Hochsensibilität im Beruf
Das Beste, was dir passieren kann? In der Tat: Hochsensible Personen sind in der Regel kreativ, intelligent, empfindsam und empathisch. Sie sind angenehme Menschen im Team, oft „Kümmerer“. Dennoch kommt es bei ihnen immer wieder zu Unzufriedenheit im Job und häufigen Jobwechseln. In den Hochsensiblen gärt oftmals das Gefühl der Unterforderung, sie erleben immer wieder das „Nichtangehörtwerden“ trotz erstklassiger Lösungsansätze.
Viele Vorgesetzte setzen sich nicht ausreichend mit den Persönlichkeiten Ihrer Mitarbeiter:innen auseinander. Das kann dazu führen, dass hochsensible Mitarbeiter:innen auf Dauer krank werden, wenn sie nicht „gehört“ werden und ihre Werte, wie Gerechtigkeit und Harmonie, an ihrem Arbeitsplatz nicht gelebt werden können.
Wie gut, dass mein Mitarbeiter / meine Mitarbeiterin eine hochsensible Person ist!
Eine HSP im Team zu haben, bringt Vorteile für das ganze Team mit sich. Mehr noch: Das Blicken über den Tellerrand, das blitzschneller Erfassen von Prozessen, das schnelle, innerliche Prüfen von Strategien macht eine HSP zu einem wertvollen Impulsgeber, auch in den anderen Abteilungen. In agilen Arbeitsumgebungen kann eine HSP meist leichter zu wahrer Größe auflaufen: Kleine, effiziente Meetings, crossfunktionale Teams, kleine Büros, logische Strukturen oder auch die Möglichkeit, bei längeren Projekten in definierten Abständen „Stellschrauben drehen“ zu können, kontinuierlich optimieren zu können, machen HSP in agiler Atmosphäre zu zufriedenen Mitarbeiter:innen. Lesen Sie mehr über über HSP in agilen Strukturen.
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Die Vorteile, eine HSP im Team zu haben
Die außergewöhnliche Empathie hochsensibler Menschen verbessert nachhaltig die Atmosphäre im Team und bringt Prozesse ans Laufen.
- HSP lernen Dinge schneller und brauchen, je nach Thema, nicht zwingend eine Ausbildung. Der Grund liegt darin, dass sie sich Dinge schnell „on the Job“ aneignen, Zusammenhänge sofort intuitiv und empathisch erkennen. Während sich weniger Sensible noch die Basics erarbeiten, haben HSP bereits Projekte umgesetzt oder optimiert. Sie sind mitreissend und motivieren andere. Vorausgesetzt, sie werden gemäß ihren Neigungen resp. Berufung eingesetzt …
- HSP sind geduldige, gute Zuhörer und äußerst verschwiegen. Sie wissen vieles von den Teamkollegen, geben dies jedoch nicht weiter. Sie versetzen sich mühelos in die Situation anderer Menschen und bedenken stets alle Lösungsansätze. Das macht sie zum „Fels in der Brandung“.
- HSP haben eine feine „Antenne“ für Missstimmungen. Sie „hören“, was nicht laut ausgesprochen wurde und lesen zwischen den Zeilen. Eskalationen im Team können so frühzeitig vermieden werden, weil HSP in der Lage sind, zwischenmenschliche Spannungen abzubauen.
Als Vorgesetzte/r hast du erkannt, wie wichtig es für dein Team und das Unternehmen ist, eine HSP im Team zu fördern und zu fordern. So sorgst du für eine angenehme Arbeitsumgebung:
Einer HSP vom Typ 1 (sensorische Sensibilität) sollte die Möglichkeit haben, in einem ruhigen Raum ohne Störquellen, wie laute Telefonie, ständiges Kommen und Gehen, oder laute Geräte arbeiten zu können. So können HSP ihrer Fähigkeiten und Potenziale gerecht werden.
Hochsensible Menschen empfinden stärker als andere eine Disbalance und deren Auswirkungen, etwa, dass ihnen ihre Arbeit zwar Spass macht, aber die Umgebung oder der Führungsstil nicht stimmen. Oder auch umgekehrt. Bitte deine Mitarbeiter:innen zu Gesprächen. Über ihre Gefühle im Team, „Bauchgefühle“ beim Projekt. HSP sind offen und haben in ihrem Inneren schon längst eine Lösung vorbereitet, die dich interessieren dürfte …
Hochsensible und ihr Berufsleben
Ist dir schon mal durch den Kopf gegangen: „Ich kann alles, aber nichts richtig.“? Manche HSP haben keinen erkennbaren roten Faden in ihrem Lebenslauf. Der Grund liegt darin, dass sie sehr vieles interessiert. Sie haben Ausbildungen in unterschiedlichsten Bereichen, aber nicht zwingend in einem dieser Bereiche gearbeitet. Oder sie haben keine Ausbildung, weil sie alles probiert haben, aber zu keiner Entscheidung kommen konnten. Manche beginnen einen Job, um nach einem halben Jahr (wieder einmal) frustriert festzustellen, dass der Vorgesetzte nicht zuhört, die Mitarbeiter:innen auf Kriegsfuß miteinander stehen, dies und jenes doch ganz simpel verbessert werden könnte, was aber niemanden interessiert.
Mehr Informationen zu diesem Thema findest du in Andrea Schwieberts Buch „Kluge Köpfe, krumme Wege?“
Tatsächlich ist die Einstellung „Ich kann alles, aber nichts richtig.“ ein Glaubenssatz, der möglicherweise in der Kindheit unbedacht von einem Erwachsenen geäußert wurde und über die Jahre zementiert wurde durch all die Unwägbarkeiten, die dir im Leben zugestossen sind.
Ich möchte dir zeigen, wie du den negativen Glaubenssatz zu einem positiv-optimistischen „Ich habe viele Talente!“ umwandelst, deine Gabe als positiv wahrnimmst, deine vielfältigen Erfahrungen und reichen Kenntnisse zielgerichtet einsetzt.
Eigene Erfahrungen mit der Hochsensibilität
Auch ich habe selbst „entdeckt“, dass ich anders ticke als viele meiner Mitmenschen. Logisches Denken, präzises Arbeiten in strukturierten Prozessen – das liegt mir. So dachte ich. Völlig klar, dass ich nach einer Werkstattlehre gleich zwei Studiengänge im Ingenieurswesen absolvierte. Als ich merkte, dass ich zunehmend Erwartungen anderer erfüllte, wurde mir zunächst einfach nur klar, dass ich mit den einseitigen Anforderungen unzufrieden bin. Dauerstress und den ganzen Tag nur mit Technik und Prozessen beschäftigt – etwas fehlte mir … Auch meine Ehe geriet in Gefahr, doch ich war noch nicht bereit zu handeln.
Der Durchbruch kam erst, als ich einen Burnout erlebte. Erst da hatte ich die Chance, mein bisheriges Leben in Frage zu stellen. Ich habe seinerzeit viel gelesen und durch Coaches und Mentoren enorme Unterstützung erhalten. Allerdings erschienen mir die Trainings nicht „vollständig“. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich mir zugestand, dass meine Empathie, mein Wille, anderen zu helfen, einen ganz anderen Weg zu gehen, geradezu aus mir herausbrachen und dass das unglaublich positive Auswirkungen auf die Entwicklung meiner Trainings hatte. Mit dem HERZcode entwickelte ich dann ein schlüssiges 360 Grad-Coaching.
Heute bin ich seit zahlreichen Jahren in der glücklichen Situation, mehr als nur „Angelesenes“ einbringen zu können. Meine Gefühle viel stärker zuzulassen, sich in einen Menschen einfühlen zu können, zu erkennen, wo er gerade steht und – vor allem – ihm helfen zu können, das befriedigt mich mehr, als es frühere Tätigkeiten jemals konnten. Mehr über mich findest du hier.
In meinem Coaching lernen HSP ihre Stärken kennen und in welchem Job sie ihre Werte und Begabungen am besten umsetzen können. Wertvoll ist, neben Einzelcoachings, auch das Einbeziehen des Partners/der Partnerin, denn sie sind Co-Betroffene und benötigen ebenfalls Unterstützung.